Generalanzeiger 22.11.2018

von | 12. Dezember 2018

Der nach­fol­gen­de Bericht ist am 22.11.2018 im Generalanzeiger erschienen.

Fast eine 3/4 Seite. Ein wun­der­schö­ner Bericht. An die­ser Stelle noch­mals ein Dankeschön an den Autor Hans-Peter Fuss.

Er ist auch Online auf den Seiten des Generalanzeigers nach­zu­le­sen: „Der Weg ver­än­dert jeden – Generalanzeiger”

Unter dem Zeitungsausschnitt auf die­ser Seite haben wir Ihnen den Text noch­mals auf­be­rei­tet angehangen.

Text des Berichts: (entnommen aus der Webversion)

Heimerzheimer Ehepaar pilgerte 2876 Kilometer

Swisttal-Heimerzheim. Ute und Willi Lethert aus Heimerzheim sind 2876 Kilometer nach Santiago de Compostela gepilgert.
Das Tagebuch ist im Handel erhältlich

Von Hans-Peter Fuß, 22.11.2018

Ende 2009 muss­te sich Ute Lethert, damals 43, einer Operation unter­zie­hen. Ihr wur­de eine künst­li­che Herzklappe ein­ge­setzt. Kurz danach benö­tig­te sie für eine knapp einen Kilometer lan­ge Runde um ihr Haus eine Stunde. Aus die­sem frus­trie­ren­den Erlebnis soll­te aber der Impuls für acht außer­ge­wöhn­li­che Pilgerreisen erwachsen.

Ihr Mann Willi Lethert, heu­te 54, moti­vier­te sei­ne Frau, gemein­sam nach Santiago de Compostela auf­zu­bre­chen. Nicht von heu­te auf mor­gen, son­dern nach einem durch­dach­ten Aufbautraining und akri­bi­scher Reiseplanung. Von 2011 bis 2017 leg­te das Ehepaar, das in Heimerzheim ein EDV-Unternehmen führt, an 131 Pilgertagen 2876 Kilometer zurück.

Was die bei­den zwi­schen dem Start am Kölner Dom und der Ankunft in Santiago de Compostela erleb­ten, hat Willi Lethert nun in einem kurz­wei­lig geschrie­be­nen Buch auf gut 500 Seiten zusam­men­ge­fasst. „Jakobus reist ers­ter Klasse – Tagebuch einer Pilgerreise“ heißt das Werk, das in der Heimerzheimer Buchhandlung Bookcompany und bei den Letherts selbst für 24,95 Euro zu haben ist.
Bei jedem Wetter weiterlaufen

Das Buch ist gespickt mit Zahlen, Daten, Fakten und Karten. Jede Tagesetappe wird beschrie­ben und mit Fotos von der Strecke illus­triert. Bevor das Ehepaar am 10. März 2011 am Hauptportal des Kölner Doms star­te­te, ver­füg­ten bei­de bereits über viel­fäl­ti­ge sport­li­che Erfahrungen. „Wir sind in den Dolomiten geklet­tert, haben die Alpen vom Bodensee bis Venedig über­quert und sind Gleitschirm geflo­gen“, berich­tet Lethert. Nach der OP wur­de die Fitness durch Spaziergänge, die nach und nach län­ger wur­den, lang­sam gesteigert.

Da die Letherts die Übernachtungen vor der Reise buch­ten, muss­ten sie die Etappen auch bei jedem Wetter gehen – bei Kälte, Regen und bei 38 Grad Hitze. Und weil sie kei­nen Gepäckservice in Anspruch neh­men woll­ten, muss­ten auch die Rucksäcke geschleppt wer­den: Willi Lethert band sich zwölf Kilo auf den Rücken, sei­ne Frau Ute zehn. Dabei kam es schon beim Packen auf Details an. Lethert ließ den schwe­ren Elektrorasierer zu Hause und pack­te den leich­ten Nassrasierer aus Kunststoff ein. Wieder ein paar hun­dert Gramm an Ballast gespart.

Da man sich auf der ers­ten Reise (zwölf Tage von Köln bis Trier, 284 Kilometer) hin und wie­der ver­lau­fen hat­te, („da haben wir Lehrgeld gezahlt“) ver­lie­ßen sich die Letherts auf der zwei­ten Tour von Trier bis Dijon (19 Tage, 462 Kilometer) auf die GPS-Technik. Sie tra­fen unter­wegs Menschen aus allen mög­li­chen Ländern und knüpf­ten vie­le Kontakte. Die Begegnungen sei­en aber meist nur kurz gewe­sen, denn jeder habe sei­nen eige­nen Schritt.
Zwiespältige Gefühle bei der Ankunft

Die Letherts genos­sen es, lan­ge Passagen allei­ne schwei­gend zurück­zu­le­gen. „Für uns stan­den ja auch reli­giö­se Gründe im Vordergrund. Wir haben vie­le Kirchen besich­tigt. Leider waren vie­le geschlos­sen“, berich­tet Willi Lethert. Der Weg habe sie men­tal und kör­per­lich an Grenzen gebracht, es sei viel Zeit zum Nachdenken gewe­sen, ver­schol­len geglaub­te Gedanken sei­en wie­der aufgetaucht.

Die Letherts plan­ten die etwa 15 bis 25 Kilometer lan­gen Tagesetappen so, dass sie am spä­ten Nachmittag ihre Unterkunft erreich­ten. Das konn­te ein klei­nes Hotel oder eine Privatpension bei einer alten Frau sein. „Wenn ich mal viel foto­gra­fiert hat­te, konn­te es auch mal 20 Uhr wer­den, bis wir im Hotel waren.“ Die manns­ho­hen höl­zer­nen Pilgerstöcke dien­ten nicht nur als „Gehhilfe“, son­dern auch zur Verteidigung. „Da haben selbst gro­ße Hunde Respekt vor“, sagt Lethert.

Welche Geschichte hin­ter dem Titel des Buches steckt, ver­rät der Autor im Buch. Es ist eine sehr per­sön­li­che. Jedenfalls hat das Paar kei­nen Meter auf der 2876 Kilometer lan­gen, auf acht Reisen ver­teil­ten Pilgertour bereut. Die Letherts sagen: „Auf dem Weg nach Santiago sind alle gleich. Und der Weg ver­än­dert jeden.“

Die Ankunft am 14. August 2017 um 12.10 Uhr an der Kathedrale ver­ur­sach­te zwie­späl­ti­ge Gefühle: „Überwältigend. Wir sind froh, das Ziel end­lich erreicht zu haben. Und gleich­zei­tig trau­rig, dass es nun vor­bei sein soll.“

Willi Lethert: „Jakobus reist ers­ter Klasse“, 516 Seiten, 24,95 Euro. Erhältlich in der Heimerzheimer Buchhandlung Bookcompany und bei Willi Lethert privat.

Ergänzung: Die aktu­el­len Bezugsquellen zum Tagebuch fin­den Sie immer hier auf die­ser WebSite unter Bezugsquellen!